Biographisches:
Victor Weisskopf wurde am 19. September 1908 in Wien geboren. Nach der Matura studierte er am Gymnasium Stubenbastei Physik, zuerst in Wien, dann von 1928 – 1931 an der Universität Göttingen unter Max Born. Der Physiker hoffte, mithilfe der Elementarteilchenphysik zu begreifen, wie die Welt vor 13,7 Milliarden Jahren aus dem Nichts entstehen konnte. An der Universität Göttingen schrieb er mit Eugene Wigner einen Aufsatz über die Quantentheorie der Linienbreite von Atomspektren. 1931–1932 war er nacheinander in Leipzig bei Werner Heisenberg, in Wien bei Erwin Schrödinger, in Kopenhagen bei Niels Bohr und in Cambridge bei Paul Dirac. Dänemark habe ihm Glück gebracht, dort habe er nicht nur in Niels Bohr seinen geistigen Vater gefunden, sondern in Ellen Tvede auch seine perfekte Lebensgefährtin. Weisskopf musste 1937 wegen seiner jüdischen Herkunft in die USA emigrieren. Nach dem Krieg ging Weisskopf als Professor an das berühmte MIT, eine der führenden Hochschulen des Landes. Am 1. Juli 1961 wurde er offiziell zum Cern-Generaldirektor in Genf ernannt. Weisskopf verstarb sechs Jahre, am 21. April 2002 in Newton, Massachusetts, vor der Einweihung des größten Teilchenbeschleunigers der Welt.
Bezug zum Ausseerland:
Seinen Bezug zum Ausseerland beschreibt er in seinem Buch „Mein Leben. Ein Physiker, Zeitzeuge und Humanist erinnert sich an unser Jahrhundert“:
„Im ersten Nachkriegssommer fuhren wir immer mit der Bahn nach Altaussee. Ein kompliziertes Unternehmen mit Unmengen von Gepäck. Altaussee ist ein wunderschöner Ort, inmitten von Bergen, grünen Wiesen und Wäldern. Es liegt an einem kleinen, tiefen See, in dem sich die Berge widerspiegeln. Ein besonders eindrucksvolles Bild bietet dabei die Trisselwand, ein zwölfhundert Meter hohes weißes Kalksteinmassiv, das fast senkrecht über dem Wasser aufragt. Jeder Berg in der Umgebung hat seinen eigenen Charakter – manche sind felsig, andere bewaldet. Nach Süden zu kann man zwischen zweien von ihnen den Dachstein sehen. Für uns Kinder war Altaussee der Inbegriff von Naturschönheit. Die mit Blumen übersäten Wiesen; die Wälder mit den zwischen hohen Tannen verstreuten bemoosten Steinen und dem weichen, mit Tannennadeln übersäten braunen Boden, auf dem Waldbeeren und Blaubeeren wuchsen; und die Gebirgszüge in der Ferne – all dies bleibt für mich ein Idealbild von Natur in all ihrer Fülle und Größe. Auch heute noch ziehe ich jedes Mal, wenn ich einen Berg oder eine Landschaft bewundere, im Stillen den Vergleich mit Altaussee. Einen Höhepunkt bildeten in jedem Sommer die wöchentlichen Tanzveranstaltungen für die Einheimischen, zu denen wir Stadtkinder eingeladen wurden. Wir zogen die Landestracht an: Lederhosen für die Jungen und Dirndlkleider für die Mädchen. Wir erlernten die Volkstänze und -lieder der Gegend, woran sich nur die Jungen beteiligten. Natürlich gab es im Sommer auch viele Liebesgeschichten, was den Reiz des Ortes nur noch erhöhte, besonders, wenn sie glücklich verliefen. Waren unsere Herzen gebrochen, was häufig vorkam, so trösteten wir uns damit, dass wir ja immer noch den See, die Berge und die Schönheit der Natur hatten…“